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Michael Roes
Jizchak - Versuch über das Sohnesopfer
Parthas Verlag. Berlin 2005. S. 287, EUR (D) 24,00 – ISBN 3-936324-35-2

Die Fähigkeit, ein Buch von solch künstlerischer Wissenschaftlichkeit zu schreiben, möchte man jedem begabteren Akademiker wenigstens einmal im Leben wünschen. Michael Roes hat mit „Jizchak“ eine zutiefst wissenschaftliche Untersuchung vorgelegt, die allerdings dem Dasein nicht nur im Spiegelbild anderer Bücher begegnet und die Geschichtsforschung nicht mit Quellenstudium verwechselt, sondern die Lebenserfahrung als Grundlage alles kulturellen Begreifens begreift. Um die Geschichte Abrahams und die von der Opferung seines Sohnes Jizchak nicht nur ein weiteres Mal zu verstehen, sondern von ihrem Wesen her zu erkunden, fuhr Michael Roes .... (Lesen Sie die Fortsetzung hier)

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Johannes Anderegg, Edith Anna Kunz
Goethe und die Bibel
Deutsche Bibelgesellschaft. Nehren 2006. 344S., EUR (D) 48,00 – ISBN 3438062569

In ihrem Vorwort schreiben die Herausgeber, Edith Anna Kunz und Johannes Anderegg, gleich zu Eingang: „Dass und wie Goethe sich in seinen Werken auf die Bibel bezieht, [ist] nicht nur für deren Interpretation von Bedeutung, sondern auch für das Verständnis seines Konzepts von Dichtung.“ (S. 11). Auf der gewagten Höhe dieses Anspruchs, weckt der Band „Goethe und die Bibel“ recht große Erwartungen, die durch den Bezug auf Ernst Cassirer, der 1940 bereits feststellte, der Goetheforschung fehle es an einem Buch zum Thema >Goethe und die Bibel<, noch zusätzlich unterstrichen werden. ... (Lesen Sie die Fortsetzung hier)

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Ralf Georg Czapla und Ulrike Rembold
Gotteswort und Menschenrede - Die Bibel im Dialog mit Wissenschaften, Künsten und Medien
Verlag Peter Lang 2006. 417S., EUR (D) 75,20 – ISBN 978-3039107674

Als ein von Menschenhand zusammengestellter Kanon von Schriften ist die Bibel als solche bereits das Resultat der Verständigung und des Dialogs. Wie sie seit ihrer Entstehung ihre Wirkung als schier unerschöpfliches Stoffreservoir und als Lebensbuch entfaltet hat, so haben ihre Verfasser Traditionen des Weltverständnisses und der Welterklärung in sie zu integrieren gewußt, deren Rekonstruktion nicht nur zu einem vertieften Verständnis ihrer Entstehungszeit, sondern insbesondere ihrer selbst verhilft.
Der vorliegende Sammelband vermittelt einen Eindruck von der Vielfältigkeit der Auseinandersetzung mit der Bibel in verschiedenen Bereichen und Epochen ihrer Rezeptionsgeschichte bis hin zur Moderne und berührt auch Fragen des Bibelverständnisses in heutiger Zeit. Die Beiträge dokumentieren. ... (Lesen Sie die Fortsetzung hier)

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Georg Steins, Franz-Georg Untergassmair
Das Buch, ohne dass man nichts versteht. Die kulturelle Kraft der Bibel.
Münster: Lit Verlag, 2005. 256 S., EUR (D) 19,90 - ISBN: 3825879690.

"Das vorliegende Buch enthält die Beiträge einer Ringvorlesung, die zum Anlass des Jahres der Bibel (2003) an den Universitäten Osnabrück und Vechta stattgefunden hat; seine Autoren sind zum weitaus größten Teil Theologen – zwei Sprachwissenschaftler, ein Literaturwissenschaftler, ein Historiker und ein Musikpädagoge stellen die Ausnahme dar. Das Spektrum der Beiträge ist weit: Ein eher kleiner Teil ist an der Wirkungsgeschichte der Bibel in Literatur und Kunst interessiert, zu nennen wären hier die Untersuchung Georg Steins über die komplexe Intertextualität der Darstellungen der Opferung Isaaks in der Bibel, bei Caravaggio und bei dem amerikanischen Gegenwartsautor Neil Gordon (Georg Steins) oder die klug auf die frühe Neuzeit begrenzte Darstellung verschiedener Judith-Dramatisierungen (Kai Bremer). Auch Susanne Klingers kulturtheoretische Erörterung des ... (Lesen Sie die Fortsetzung hier)

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Andrei Plesu
Actualité des Anges
Edition Buchet / Chastel, Paris 2005. 270 S. EUR (F) 22,00, ISBN: 2-283-02088-3

Der glücklose Engel. Hinter ihm schwemmt Vergangenheit an, schüttet Geröll auf Flügel und Schultern, mit Lärm wie von begrabenen Trommeln, während vor ihm sich die Zukunft staut, seine Augen eindrückt, das Wort umdreht zum tönenden Knebel, ihn würgt mit seinem Atem. Wo Poeten wie Heiner Müller sich den Engeln widmen, schaffen sie Figuren, durch die neues Licht sich aus dem Weltbild locken läßt, doch wenn Wissenschaftler oder gar Politiker mit ihrer autoritären Ernstigkeit zu umfassenden Studien über die reale Existenz von Engeln ausholen, droht Unbehagen. Trotzdem stehen Engel seit etwa 10 Jahren wieder in prosperierender geisteswissenschaftlicher Mode und sorgen für eine Flut neuer Publikationen. Eines der noch seriösesten Bücher hat der ehemalige rumänische Außenminister, Philosophieprofessor und Rektor des New Europe College, Andrei Plesu, unter dem Titel die „Aktualität der Engel“ vorgelegt. Auch Plesu weiß natürlich, daß die höhere akademische Welt... (Lesen Sie die Fortsetzung hier)

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Christoff Gellner
Schriftsteller lesen die Bibel. Die Heilige Schrift in der Literatur des 20. Jahrhunderts.
Darmstadt :Primus, 2004. 224 S. Gebunden. EUR (D) 24,90, ISBN: 3-89678-521-4.

"Schriftsteller lesen die Bibel. Die Heilige Schrift in der Literatur des 20. Jahrhunderts". Sowohl der Titel wie auch der Untertitel des Buches des Schweizer Theologen Christoph Gellner täuschen. Einerseits geht es ihm um mehr, als um das bloße Phänomen der Bibellektüre von Schriftstellern, andererseits behandelt er weitaus weniger als die globale Themenstellung nach der Rolle der Heiligen Schrift in der Literatur des 20. Jahrhunderts - selbst wenn man das Projekt auf den Bereich der westlichen Kultur einengte, gäbe es dafür wohl unzählige Beispiele. Gellner hingegen hat sich darauf beschränkt, in einer unsystematischen Aufsatzsammlung den Spuren nachzugehen, welche die Beschäftigung mit der Bibel im Werk von 13 deutschsprachigen (wobei wir etwa Stefan Heym, der die meisten seiner Romane zunächst auf Englisch verfasste, als deutschsprachigen Autor bezeichnen) SchriftstellerInnen des 20. Jahrhunderts hinterlassen hat. Else Lasker-Schüler, Rose Ausländer, Grete Weil, Hilde Domin, Wolfgang Hildesheimer, Erich Fried, Heinrich Böll, Günter Grass, Günter Kunert, Christine Lavant, Ingeborg Bachmann, Anna Seghers und Stefan Heym - sie alle haben im "Buch der Bücher" Schlagworte, Lebensmaximen, Konstellationen, Botschaften oder Erzählungen gefunden, die sie in ihrem Werk aufgegriffen haben: (Lesen Sie die Fortsetzung hier)

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Régis Debray und Francois Lebrette
Die Bibel. Erzählungen des Alten und des Neuen Testaments in den Meisterwerken der Malerei
Köln : DuMont, 2005. 450 S. Gebunden. EUR (D) 68,00, ISBN: 3832175954.

Régis Debray, der sich mit wunderbar unorthodoxen, sich im Selberdenken labenden Büchern wie „Dieu, un itinéraire“ oder „Vie et mort de l’image“ weit mehr Freunde und Bewunderer als hämische akademische Feinde verschaffte, verprellt mit diesem wuchtigen „Die Bibel“ genannten Buch leider zu viele seiner langjährigen Verteidiger. Die Texte, mit denen er die Bibel in Kurzfassung bringt, sind enttäuschend und halten weder die Höhe zur Bibel noch zu den 200 Gemälden meist Alter Meister. Diese Gemälde allerdings entschädigen für alles. In wunderbarer Auswahl führen sie vor Augen, wie seit der Renaissance die tiefgründigste und menschlichste Interpretation der Bibel in der Malerei und weit mehr im Bild als im auslegenden und dozierenden Wort stattgefunden hat. Um so bedauerlicher, daß solch ein Denker wie Debray die Chance hat verstreichen lassen, mit dem Wort durch die Bilder zu gehen und sich in sie einzulassen, anstatt die Bilder nur mit dem Text „zu illustrieren“.

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Georg Langenhorst (Hg.)
Theologie und Literatur. Ein Handbuch
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2005. 271 S. Gebunden. EUR (D) 59,90.
ISBN: 3-534-17257-4.

Das vorliegende Buch ist zugleich ein Forschungsüberblick zum Thema ›Theologie und Literatur‹ mit Bezug auf die moderne deutsche Literatur und der Versuch einer methodischen Reflexion über dieses Forschungsfeld. Es lebt dabei aus einer Spannung: Einerseits, so wird einleitend konstatiert, sei das Thema ›Theologie und Literatur‹ in den letzten Jahren ein »wirklich eigenständiger akademischer Forschungsbereich« geworden, andererseits sei dieser durch eine »Schieflage zwischen den Dialogpartnern« geprägt: »Das Interesse der beteiligten Theologen ist ungleich intensiver als das der Literaturwissenschaftler.« (Lesen Sie die Fortsetzung hier)

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Christian Nürnberger
Die Bibel - Was man wirklich wissen muß
Rowohlt Berlin 2006, 192 Seiten, gebunden, 16,90 Eur, ISBN 3871345342

Flapsig beginnt das Buch den Leser ins Buch der Bücher zu ziehen: Vor ungefähr viertausend Jahren hatte Gott es wieder einmal satt, sich über die Menschen zu ärgern. Unbehaglich liest man weiter, schaut noch mal auf den Einband, auf den Titel, fragte sich, ob es sich nicht doch um ein Jugendbuch handelt. Bis man, sich Seite für Seite zum Weiterlesen überredend, schließlich begreift: Wer als Mitteleuropäer so wenig von seiner eigenen Kultur kennt, daß ihm die Bibel als ein Stück Popliteratur nahe gebracht werden muß, der wird ein Buch wohl auch nur dann über die Mitte lesen, wenn es so locker wie ein Jugendbuch oder ein Bericht in der größten deutschen Tageszeitung herkommt.
Und mit diesem bösen Vorurteil im Rücken wird das Buch plötzlich interessant, denn es scheint zum Spiegel einer Gesellschaft zu werden, der nach knapp dreitausend Jahren biblisch geprägter Weltgeschichte jede Kenntnis von den eigenen Wurzeln abhanden gekommen ist. Aber hat der heutige über seine Wissenslücken surfende Mensch nicht doch ein wenig mehr Ehrfurcht verdient, als daß er mit haarsträubenden Vereinfachungen und schwarz-weiß Malerei wie im Konfirmandenunterricht in die Gründe seiner Kultur geführt wird? Daß die biblischen Geschichten nicht dem Katechismus gemäß, sondern von ihrer literarischen und menschlichen Seite her gelesen werden, setzt das Buch zwar wohltuend von fundamentalistischen Versuchen der Repopularisierung der Bibel ab, aber es ist nicht genug, um den Blick für die ethischen, künstlerischen, menschlichen Tiefen der Bibel zu öffnen und das Universum der schöpferischen Freiheit des biblischen Menschen durch unser eigenes Denken zu würdigen.
Der Gerechtigkeit halber sei bemerkt, daß Christian Nürnberger seine Sache durchaus ernst nimmt und seine Leidenschaft für den Biblischen Text gewiß auch ansteckend für eine Reihe von Lesern sein wird.

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Hans Belting
Das echte Bild- Bildfragen als Glaubensfragen
C.H. Beck Verlag 2005, 240 Seiten, gebunden, 29,90 Eur, ISBN 3406534600

Nachdem Hans Belting sowohl in seinen Büchern "Bild-Anthropologie" und "Bild und Kult" als auch in seinen zahlreichen Vorträgen schon Säulengänge zu einer neuen Bildwissenschaft errichtete, läuft er nun in seinem neuen Buch inhaltlich wie stilistisch zu betörender Hochform auf. Die in seiner Einleitung vorgebrachte These, daß der heutige mediale Umgang mit Bildern ursächlich von der christlichen Bildkultur geprägt ist, wird im Verlauf des Buches zwar nur versteckt untermauert, doch gründet sich die Faszination des Buches ohnehin eher auf die Untersuchung der Verstrickungen von spätantiken bis frühneuzeitlichen Glaubens- und Bildfragen. Während seit der Geburt der wissenschaftlichen Kunstgeschichte stets die Bedeutung des theologischen Hintergrunds für das Verständnis der Bilder hervorgehoben wird, zeigt Belting nun, wie sehr die Theologie überhaupt erst in den bildlichen Auseinandersetzungen zu sich selber fand und wie die Frage nach dem christlichen Gott nicht von der Frage nach dem Bild getrennt werden kann.
Schon von seiner Konzeption her war die Person Jesus geradezu als Strategie gegen das Bilderverbot angelegt. Während Jahwe, der unfaßbare Gott, nicht abgebildet werden durfte, konnte Jesus als das lebendige Abbild Gottes angeschaut werden. Jesus war gewissermaßen das von Gott selbst signierte Autoporträt, das nun seinerseits auch von menschlichen Künstlern abgebildet werden konnte, ohne daß sie sich an Gottes Undarstellbarkeit versündigten. (Lesen Sie die Fortsetzung hier)

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Das Gilgamesch-Epos -
Neu übersetzt und kommentiert von Stefan M. Maul
C.H. Beck Verlag, München 2005, 193 S., 19,90 Eur

Nach der vorwiegend aus dem literarischen Empfinden und mehr aus dem Englisch als aus dem Akkadischen übersetzten Version Raoul Schrotts, die durch die Aufmerksamkeit, die es nichtsdestotrotz für den Helden Gilgamesch erheischte, durchaus ihre Verdienste hat, legt nun der Heidelberger Assyriologe Stefan Maul eine nicht nur philologisch unantastbare, sondern auch stilistisch überzeugende Neuübersetzung des altorientalischen Klassikers vor. Die Übersetzung stützt sich auf die 2003 von Andrew George herausgegebene Neuedition des akkadischen Keilschriftentextes, welche für eine wesentlich vollständigere Textgrundlage sorgt und schon aus dieser Hinsicht sämtliche vorhergehenden deutschen Übersetzungen des Epos veraltet aussehen läßt. Maul verzichtet darauf, die Lücken des spätbabylonischen Gesamtepos durch Auszüge aus den Jahrhunderte älteren Episodenwerken zu füllen, was den Leser zwar um einige bezaubernde Geschichten bringt, dafür aber das reine Werk einer Epoche zu lesen gibt. In seiner Einleitung und seinen Kommentaren führt Maul den Leser in die Welt des Alten Orients während des 3. Jahrtausends v.u.Z. und erläutert die politischen, gesellschaftlichen und geistigen Rahmenbedingungen, unter denen das Gilgamesch-Epos entstanden ist.
Das Epos erzählt den Mythos des Königs Gilgamesch von Uruk, der seine Kräfte mit der ganzen Welt messen will, nach Unsterblichkeit strebt und schließlich auf die Erkenntnis zurückgeworfen wird, daß auch für ihn das Leben endlich ist. Bis Gilgamesch zur Einsicht in diese Conditio humana gelangt, sie in allen ihren Konsequenzen akzeptiert und erst dadurch wirklich die Fähigkeit erwirbt, ein guter Herrscher zu sein, muß er freilich zahllose Abenteuer bestehen. So erscheint das Werk von ungebrochener Aktualität und in mancherlei Hinsicht einem modernen Entwicklungsroman vergleichbar, der von den zeitlosen Wünschen, Hoffnungen, Gefühlen, Schwächen und Ängsten des Menschen handelt.

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Heinrich Krauss und Max Küchler
Erzählungen der Bibel - Band I-III
Paulusverlag 2003-2005, 19,90 Eur je Band, ISBN 3525604106

Es handelt sich bei dem Buch um eine neuartige Kommentarform, welche die Bibel als großartigen Beitrag zur Weltliteratur vor Augen stellt. Ohne die Ergebnisse der historisch-kritischen Bibelwissenschaft zu verleugnen, wird die Aufmerksamkeit vor allem auf die erzählerische Dramatik der biblischen Geschichten gelenkt, auf ihren kunstvollen Aufbau und ihre besonderen Erzähltechniken.Es macht mit der besonderen Erzählweise der biblischen Texte vertraut, verdeutlicht Eigentümlichkeiten des dramaturgischen Aufbaus und die Nuancen der für die biblische Sprache typischen Wendungen und Redeweisen. Wort- und Sacherklärungen sowie kleine Exkurse mit weiterführenden Überlegungen gehen auf Fragen ein, die sich bei der Lektüre stellen. Das Buch überrascht und erfreut durch eine verständliche Sprache, Informationsdichte trotz großer Kürze und Anschaulichkeit.

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Kurt Flasch
Eva und Adam - Wandlungen eines Mythos
C.H. Beck Verlag 2005, 112 Seiten, 12,00 Eur, ISBN 3-406-52763-9

Das Buch betrachtet Eva und Adam als Themen der westlichen Kunst, des westlichen Glaubens und Wissens.Kurt Flasch redet als Historiker von Bildern und Ideen. Er erzählt als Reisender, der Eva und Adam oft begegnet ist, an der Bernwardstür in Hildesheim, an der Fassade von Notre Dame und am Adamportal in Bamberg, in der Brancacci-Kapelle in Florenz und in der Sistina im Vatikan. Noch öfter hat er sie angetroffen in alten Texten. Sein Buch hat zwei Teile. Im ersten Teil präsentiert Flasch die Bilder und Erzählungen, ihre Umformungen und Auslegungen. Im zweiten Teil gibt er einen Eindruck von der europäischen Denkarbeit an dem ursprünglich orientalischen Stoff und stellt die Doktrinen und Denkgebäude vor, die von der Paradieserzählung motiviert wurden - das große christliche Dauerthema von Erbsünde und Rettung.

Als "opulenten philologischen Meta-Kommentar zur Geschichte der Kommentare des Paradiesmythos" würdigt Hans Ulrich Gumbrecht dieses Buch über Wandlungen des Mythos von Adam und Eva. Flasch verfolgt die fast dreitausendjährige Arbeit am Paradiesmythos des Alten Testaments, wobei er nicht die theologischen und philosophischen Themen in den Vordergrund stellt, auch nicht die allegorischen Deutungen, sondern die wörtlichen Interpretationen der Geschichte. So schreibe Flasch etwa über die "keineswegs trockenen" Spekulationen zur Formung Adams aus Lehm und Evas aus der Rippe, von Augustinus’ Vorstellung des Geschlechtsverkehrs im Paradies oder über die Rätsel, welche die vom Ur-Paar nach dem Sündenfall entdeckte Nacktheit den Exegeten aufgab. Gumbrecht hebt die heitere Gelassenheit von Flaschs Tonfall hervor, die denkbar weit von der herablassenden Ironie entfernt sei, "mit der sich die westlichen Intellektuellen der letzten Jahrhunderte zumal über die wörtlichen Deutungen der Bibel erheben zu können glaubten."

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Kircher, Bertram (Hrsg.), Julius Schnorr von Carolsfeld (Illu.)
Die Bibel in den Worten der Dichter
Verlag Herder 2005, 704 Seiten, 29.90 Eur, ISBN 3-451-28676-9

Die "Bibel in den Worten der Dichter" versammelt vom Mittelalter bis zur Literatur der Gegenwart alles, was Rang und Namen in der deutschen Dichterwelt hat.
Der ganze Kosmos der Bibel wird in dieser einzigartigen Sammlung umfassend dargestellt. Sie erschließt ein neues Verständnis der biblischen Botschaft. Die Sprache der Dichtung lädt ein, dem alten Bibeltext neue Töne abzulauschen und vielleicht Alt-Vertrautes "in den Worten der Dichter" neu wahrzunehmen. Mit Illustrationen von Julius Schnorr von Carolsfeld.

Zur Rezension der FAZ ...............................................................................................................

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Norbert Lohfink
Studien zum Deuteronomium und zur deuteronomistischen Literatur V

Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart, 303 Seiten, Eur 48, ISBN: 3460063815

Norbert Lohfink, der als einer der ersten deutschsprachigen Theologen die Bedeutung der narrativen Analyse biblischer Texte erkannte, legt mit diesem neuen Sammelband nicht zuletzt auch ein weiteres Beispiel dafür ab, wie die literarische Betrachtungsweise auch für die wissenschaftliche Theologie zum unverzichtbaren Werkzeug wird. Das Kernstück bilden die narrativen Analysen der drei Mose-Erzählungen in Dtn 1-3,5 und 9-10. Auf diese Texte werden zum ersten Mal die Methoden der modernen synchronen Erzählanalyse angewendet. Der umfassendste Beitrag im Buch ist ein Versuch, aus dem Pentateuch selbst die Grundprinzipien einer juristischen Hermeneutik seiner Rechtstexte zu erarbeiten. Der strikt synchrone Ansatz ist forschungsgeschichtliches Neuland. Theologisch der faszinierendste Beitrag ist die Studie über den Zorn Gottes im Deuteronomistischen Geschichtswerk. Sie zeigt, wie die alte Androhung des Zornes Gottes umgedeutet wurde: Israel wird nicht, wie aus der theologischen Tradition zu erwarten war, voll vernichtet, sondern nur von Gottes Angesicht weg ins Exil geschleudert. Die Studie "Gerichtsverfassung und Militär" deckt den politisch-historischen Hintergrund der Erzählung von der Einsetzung von Offizieren als Richter durch Mose in Dtn 1 auf. Das Buch, das als Vor- und Begleitstudie des großen, sehnlich erwarteten Kommentars zum Deuteronomium angelegt ist, richtet sich an Fachleser, die zumindest des Hebräischen mächtig sind.

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Jean-Luc Nancy:
La Déclosion

Déconstruction du christianisme, 1

Edition Galilée, 234 Seiten, EUR 30, ISBN: 2718606681

So sehr die natürliche Überempfindlichkeit des Christentums wohl das Böse am Werke glaubt, wenn ihre Dekonstruktion ausgerufen wird, so sehr nimmt Jean-Luc Nancy sich mit Unschuldsmiene gegen den Vorwurf in Schutz, Dekonstruktion wolle letztlich doch nur auf Destruktion hinaus. Ganz im Sinne Derridas soll Dekonstruktion eben nicht Zerschlagung, sondern sorgsames Auseinandernehmen heißen . Nancy erhofft sich dadurch, zwischen den Teilen der christlichen Konstruktion das wirklich Göttliche zu denken, das vom Ganzen des Konstrukts ansonsten verdeckt wird. Nur wenn alles Religiöse vom menschlichen Horizont evakuiert wird, kann sich, laut Jean-Luc Nancy, jenes Göttliche öffnen, das bisher von Gott selbst versperrt war, obwohl es ihm vorausgeht und es unablässig vom Jenseits der menschlichen Endlichkeit auf sich aufmerksam macht.

In der Endlichkeit der menschlichen Existenz schimmert das Unfaßbare des Daseins hervor, und auf diese Unfaßbarkeit bauen die Religionen ihre Glaubenssysteme, anstatt sich, wie es Nancy offensichtlich vorschwebt, von der Unfaßbarkeit ins anhaltslose Denken des Göttlichen ziehen zu lassen. Ob Nancy dabei allerdings nicht vor allem seine Ratlosigkeit mit Worten überspielt und lediglich den einen mystischen Begriff für einen anderen gebraucht, ist ein Veracht, der den Leser im Laufe der Lektüre nicht von ungefähr beschleicht.

Was ist der Horizont, wenn nicht der Eigenname für die Endlichkeit, die sich ihrer eigenen Unendlichkeit zuwendet? Auf der Grenze des menschlichen Horizonts sucht Nancy jene Spur zu verfolgen, die den Kreis jeder Existenz schließt. Denn eingeschrieben in diesen Kreis ist ein Sinn, den keine Religion, kein Glaube, kein Wissen, keine Unterwerfung und auch keine Askese erfüllen und den keine Kirche vorschreiben kann. Statt Gottesdienst und Gebet, bleibt uns einzig die strenge und unerbittliche, düstere und zugleich freudvolle Ausübung dessen, was man das Denken nennt.

Ausführliche Rezension in der Libération

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Walter Dietrich, Moisés Mayordomo
Gewalt und Gewaltüberwindung in der Bibel
in Zusammenarbeit mit Claudia Einsele und einem studentischen Autorenteam

Tvz Theologischer Verlag, ca. 256 Seiten, Paperback, ISBN 3-290-17341-0, ca. EUR 23.50(D)/24.20(A)/CHF 38.00

Für 2001 hat der Ökumenische Rat der Kirchen die «Dekade zur Überwindung der Gewalt» ausgerufen. Das vorliegende Buch verfolgt erstmals diese Thematik ausführlich durch die gesamte Bibel. Nach Klärungen zur Begrifflichkeit wird zunächst eine Phänomenologie der Gewalt in der Bibel entworfen: Gewalt ereignet sich zwischen Individuen, in der Gesellschaft, zwischen Religionen, zwischen Staaten und gegenüber der Kreatur. Ein weiteres Kapitel analysiert prägende Gegen-Bilder zur Gewalt in der Bibel. Schließlich werden in der Bibel gewiesene Wege zur Überwindung der Gewalt nachgezeichnet – die Stichwörter: Vorbeugung, Verarbeitung, Begrenzung, Verzicht und Versöhnung.

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Jan Assmann, Klaus Müller (Hg.):
Der Ursprung der Geschichte

Archaische Kulturen, das Alte Ägypten und das Frühe Griechenland

Verlag Klett-Cotta 2005, gebunden mit Schutzumschlag, 19 Abbildungen
EUR [D] 25,00, sFr 44,70, 352 Seiten, ISBN: 3-608-94128-2

Geschichtskultur in vorschriftlicher Zeit Erstmals fassen Historiker die Anfänge der abendländischen Vorstellungen von Zeit, Gedächtnis und Handlung zusammen. Im Mittelpunkt stehen dabei schriftlose Gesellschaften, das Alte Ägypten und das archaische Griechenland. Grundlegend für kulturgeschichtlich interessierte Leser. Wie und wo begann das westliche Geschichtsbewußsein? *** Auf der Basis neuester anthropologischer und archäologischer Erkenntnisse untersuchen Cornelius Holtorf und Klaus E. Müller Zeitvorstellungen prähistorischer Kulturen und vorschriftlicher Gesellschaften. Das Verhältnis von Zeit und Staat, Kult und Kalender und die Wandlungen des Geschichtsbewußtseins im Alten Ägypten analysiert Jan Assmann. Am Beispiel des archaischen Griechenland erläutert Egon Flaig, wie sich die Griechen in ihren Mythen und poetischen Texten (Hesiod, Homer) unter Bezug auf vergangene Ereignisse definierten und sie als Argument benutzten. Ein eindrucksvoller Beitrag zu einem tieferen Verständnis von Geschichtsbewußtsein und -kultur.

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Friedrich Wilhelm Graf
Die Wiederkehr der Götter
Religion in der modernen Kultur
3. Aufl., 2004, 329 Seiten, Broschiert, EUR 24.90, ISBN 3-406-51750-1

Graf hat die neuesten Ergebnisse religionssoziologischer und -historischer Arbeiten prägnant und gut lesbar zusammengefasst. Er entfaltet seine Argumente in drei Teilen: moderne Religion deuten, Religionsgeschichten der Moderne, das Eigenrecht des Normativen. Wer über Gott und Welt nachdenkt, muss sich mit dieser luziden Untersuchung auseinander setzen. Das ist eine undankbare Aufgabe für den Autor, aber ein Geschenk an den Leser. Der sorgfältige Anmerkungsapparat ist eine Goldgrube.
Zudem bietet das Buch eine höchst niveauvolle Polemik gegen die methodischen Unzulänglichkeiten, die historische Ignoranz und politische Machtgier der postmodernen Cultural Studies. Er analysiert anschaulich und pointiert die vielfach noch ungeschriebenen Religionsgeschichten der Moderne als Teil komplexer Wandlungsprozesse von Kulturen und Mentalitäten. Der Zeitrahmen spannt sich von den Religionsdebatten um 1800 bis zu den Menschenrechts- und Globalisierungsdiskursen des frühen 21. Jahrhunderts. Besonderes Interesse gewinnt dabei die Auseinandersetzung mit aktuellen kulturwissenschaftlichen Deutungsmodellen und die programmatische Überwindung der Engführungen einer konfessionalistischen Religionsgeschichte.

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